Leistenbrüche gehören weltweit zu den häufigsten Leiden, welche auch heutzutage ausschließlich chirurgisch definitiv heilbar sind. Männer sind aus anatomischen Gründen viel häufiger betroffen als Frauen. Unter einem Leistenbruch (Inguinalhernie) versteht man im engeren Sinne einen sog. Eingeweidebruch mit sackartiger Ausstülpung des Bauchfells (Bruchsack) durch eine Bauchwandlücke (Bruchpforte). Leistenbrüche können angeboren sein bei unvollständigem Verschluss der Bauchwand oder im Laufe des Lebens durch anlagebedingte oder degenerative Bindegewebsschwäche erworben werden. Begünstigt werden Leistenbrüche durch starke Druckerhöhungen im Bauchraum (z.B. bei chronischem Husten, forciertem Pressen beim Stuhlgang sowie Heben von schweren Lasten).
Es existieren verschiedene Formen von
Bauchwandbrüchen (Leisten-, Nabel-, Narbenbrüche u.a.). Der häufigste Hernientyp stellt die Leistenhernie dar. Auch hier existieren verschiedene Formen, auf welche in unserer kurzen
Informationsschrift nicht weiter eingegangen werden kann. Die schwerwiegendste Komplikation, die durch einen Leistenbruch hervorgerufen werden kann, ist die Einklemmung von Bruchinhalt (z.B.
Darmanteile).
Diese führt zu starken Schmerzen und, falls der Bruchinhalt nicht rasch manuell reponiert (d.h. von Hand wieder vollständig nach innen gedrückt) werden kann, nach wenigen Stunden zum Absterben des im Bruch eingeklemmten Inhaltes. Eine Notoperation ist die Folge, welche dann evtl. offen durchgeführt werden muss. Solche sog. Inkarzerationen sind unberechenbar und unabhängig von der Größe des Leistenbruches. Menschen, die sich häufig auf lange Reisen begeben, sollten daran denken, dass ein Spitalaufenthalt in vielen Ländern nicht den schweizerischen Standards entsprechen und eine Notoperation immer ein höheres Risiko darstellt als eine geplante Operation.
Konventionelle offene Operationstechniken (durch einen Leistenschnitt)
Es bestehen diverse Operationstechniken, welche letztlich alle darauf hinzielen, die in der Bauchwand vorhandene Schwachstelle, durch welche Eingeweide- oder Organteile austreten, sicher zu
verschließen. Die bisher durchgeführten gängigen Operationsverfahren bestehen in einer offenen Rekonstruktion des Leistenkanales mit Einengung der (muskulären) Bruchlücke durch eine oder mehrere
Nahtreihen. Bei allen diesen Operationsverfahren ist eine Spannung des Gewebes durch die Rekonstruktion nicht zu vermeiden. Dies kann einerseits zu einem vermehrten Spannungsgefühl und Schmerzen
in der Leistengegend führen, andererseits ist durch die Spannung, welche auf das Gewebe ausgeübt wird, die Durchblutung desselben beeinträchtigt und deshalb auch die Möglichkeit eines
Wiederauftretens des Bruches möglich (sog. Leistenhernienrezidiv). Je nach Literaturangaben beträgt diese durchschnittlich zwischen 2-8 %. Ferner ist die Belastbarkeit erst nach 6-12 Wochen
vollständig erreicht. Bei der chirurgischen Sanierung doppelseitiger Leistenbrüche kann diese Zeitdauer noch höher ausfallen.
Außerdem beträgt die durchschnittliche Spitalaufenthaltszeit bei den konventionellen offenen Methoden auch heutzutage noch üblicherweise 3-5 Tage. Die Operationsdauer beträgt je nach Verfahren zwischen 45-90 Minuten bei einseitiger Leistenbruchversorgung, entsprechend länger bei der doppelseitigen.
TEPP (Transcutane Endoskopische Promesh-Plastik)
Das von uns seit nunmehr 15 Jahren durchgeführte Minimal Invasive Operationsverfahren zur Leistenbruchreparation (endoskopisch präperitoneale Promesh-Plastik) führt durch die endoskopische Einlage eines speziellen Kunststoffnetzes zwischen Bauchfell und Muskelschicht zu einer großflächigen Abdeckung des Bauchwanddefektes (der Hernie). Eine Einengung der Bruchlücke durch Nahtreihen entfällt und so auch die unerwünschte Spannung auf das Gewebe. Durch die Netzeinlage kann ein vollkommen spannungsfreier und sicherer Verschluss der Bruchlücke erreicht werden (tension-free Methode). Diese Operationstechnik braucht große Erfahrung in Minimal Invasiven chirurgischen Operationstechniken, ist aber in der Hand eines endoskopisch versierten Chirurgen außerordentlich effektiv, risikoarm und kaum mit Schmerzen behaftet.
Für die Operation genügen insgesamt 3 kleine
Hautschnitte zwischen 3-10 mm, unabhängig davon, ob es sich um ein- oder doppelseitige Brüche oder Rezidive handelt. Der große Vorteil dieser Methode gegenüber den weiter verbreiteten
laparoskopischen Operationsverfahren liegt in der Tatsache, dass eine Eröffnung der Bauchhöhle entfällt. Dadurch wird die Möglichkeit von Verwachsungen zwischen dem Netz und z.B. Darmanteilen,
welche zu Komplikationen führen können, praktisch vollständig ausgeschaltet.
Außerdem ist das Risiko bei der endoskopisch präperitonealen Operationstechnik, Eingeweideanteile während der Operation zu verletzen, minimal. Unsere Erfahrung von mittlerweile über 3000
endoskopisch präperitoneal durchgeführten Leistenbruchoperationen zeigt hervorragende Resultate. In unserem eigenen Krankengut beträgt die Rezidivrate nach 14 Jahren bisher Null, Literaturangaben
sprechen von 1/1000. Es sind auch keinerlei Netzinfektionen oder Abstoßungsreaktionen aufgetreten. Die TEPP kann somit als außerordentlich sicheres und geeignetes Verfahren zur operativen
Versorgung von Leistenbrüchen beim Erwachsenen bezeichnet werden.
Netzimplantate
Noch eine Anmerkung zu den von uns verwendeten Kunststoffnetzen (Polypropylennetz): Diese Netze sind mittlerweile seit über 40 Jahren auf dem Markt und wurden bisher sehr erfolgreich dazu verwendet, um auf offenem Weg Hernienrezidive chirurgisch zu sanieren. Durch die Minimal Invasiven Operationstechniken haben diese Netze eine eigentliche Renaissance erlebt. Sie sind dehnbar, können entsprechend zugeschnitten werden und passen sich perfekt den Unebenheiten des Gewebes an.
Die spezielle Netzstruktur begünstigt das Einwachsen von Gewebe durch die einzelnen Maschen, so dass es nach kürzester Zeit bereits zu einem vollständigen bindegewebigen Durchbau des Netzes kommt und dieses als außerordentlich robustes und tragfähiges "Ersatzgewebe" für den Bauchwanddefekt bzw. den Leistenbruch dient. Im Gegensatz zur Bauchdecke ist das Netz keinem biologischen Alterungsprozess unterworfen. Immer wieder wird die Frage gestellt, wie es denn mit Abstoßungsreaktionen stehe. Hierzu möchten wir festhalten, dass solche in der Literatur gelegentlich erwähnt werden. Praktisch ausnahmslos handelt es sich dabei aber um infizierte Netze. Die Netzinfektion ist extrem selten (bei uns bisher glücklicherweise noch nie aufgetreten) und kann gemäss Hersteller- und Literaturangaben zufolge im Frühstadium noch in den meisten Fällen antibiotisch behandelt werden.
Fixiert wird das Netz (die übliche Größe beträgt 14 x 15 cm) mit speziellen kleinsten Titanspiralen, so dass Drehbewegungen bzw. ein Wandern des Netzes verhindert werden. Üblicherweise genügen zur Fixation des Netzes 3-4 derartiger Spiralen.
Operation
Der Eingriff wird aus technischen Gründen ausschließlich in Narkose (v.a. Larynxmaske) durchgeführt. Die Operationszeiten betragen bei uns mittlerweile noch durchschnittlich 15-30 Minuten bei einfachen, 20-50 Minuten bei doppelseitigen Brüchen. In schwierigen Fällen (z.B. Rezidive, sehr große Brüche, Verwachsungen etc.) kann die Operationszeit 60-90 Minuten betragen.
Der Eingriff erfolgt üblicherweise 1-2 Stunden nach Eintritt in die Klinik. Über 95% der Patienten verlassen die Klinik bereits am 1.Tag nach der Operation, wobei keinerlei Kostaufbau notwendig ist. Für die Patienten ergeben sich durch dieses Operationsverfahren große Vorteile, u.a. die sofortige volle Belastbarkeit (sehr wichtig bei körperlich arbeitenden Patienten und Sportlern), kaum Wundschmerzen und die dadurch sehr rasche Wiederaufnahme der Arbeit und von sportlichen Betätigungen. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit beträgt bei unseren Patienten nach einer TEPP 2,8 Tage, unabhängig vom Hernientyp und ob die Operation ein- oder doppelseitig erfolgte. Weiter bestehen durch die kleinen kaum sichtbaren Hautschnitte auch kosmetisch ausgezeichnete Resultate.
Beschwerden und mögliche andere Operationsfolgen
Wie bereits erwähnt kommt es im Anschluss an eine endoskopisch präperitoneale Prolennetzplastik (TEPP) nur zu geringen Beschwerden, die oftmals nicht einmal Schmerztabletten nötig machen. Die meisten Patienten beschreiben diese als "muskelkaterähnlich", wie nach einer ungewohnten sportlichen Betätigung. Gelegentlich kommt es auch zu einem leichten Ziehen in der Leiste oder zu leichten Blähungserscheinungen. Diese Beschwerden verschwinden in der Regel spontan nach 2-3 Tagen. Es kann gelegentlich zu temporären Schwellungen und Blauverfärbungen im Bereiche des Hodens und des Penis kommen, vor allem bei Patienten, die aus irgendeinem Grund Präparate wie Aspirin oder andere sog. Blutplättchenhemmer zu sich nehmen müssen. Aber auch diese Erscheinungen sind üblicherweise nach 6-7 Tagen verschwunden. Die hier erwähnten, völlig harmlosen "Komplikationen" sind mit 4% die weitaus häufigsten Operationsfolgen nach TEPP.
Fazit
Unsere nunmehr langjährige Erfahrung mit der transcutanen endoskopisch präperitonealen Prolennetzplastik (TEPP) zur Reparation sämtlicher Leistenbruchformen beim Erwachsenen ist absolut überzeugend und unseres Erachtens allen anderen Operationsverfahren eindeutig überlegen. Die hervorragenden Resultate (auch die Langzeiterfahrung über 14 Jahre) sowie die sehr hohe Patientenzufriedenheit sind für uns der beste Indikator für die Güte dieser Operationsmethode. Sie ist maximal schonend, sehr sicher und eine der schmerzarmsten Möglichkeiten, einen Leistenbruch chirurgisch anzugehen.
P.S. Auf Wunsch wird jedem Patienten sein persönliches Operationsvideo in unserer Praxis gezeigt, erklärt und zur Ansicht auch nach Hause mitgegeben. Es besteht auch die Möglichkeit, mit
Patienten, welche bereits eine TEPP bei uns durchführen liessen, Kontakt aufzunehmen und deren Erfahrungen mit dieser Operationstechnik kennenzulernen.
Zur Beachtung
Die oben aufgeführten Angaben erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen keinesfalls das persönliche Gespräch zwischen Patient und Arzt. Unsere Webseite wird regelmäßig aktualisiert und den neuesten medizinischen Richtlinien angepasst.